Thema der interdisziplinären Ringvorlesung sind die „Kulturen des Buches“ in Mittelalter und Früher Neuzeit. Darunter verstehen wir die vielfältigen Manifestationen, Gebrauchssituationen und Symbolisierungen, die den Umgang mit Büchern in der Vormoderne prägten.Zunächst wird die spezifische Materialität des Buches erkundet, die einen bestimmten Gebrauch überhaupt erst ermöglichte. Was zeichnet das neue Medium der Spätantike – den (Buch-)Codex – aus? Welche Materialien finden Verwendung, wie ist er aufgebaut? Wie entwickelt sich die Buchschrift des Mittelalters, wie unterscheidet sie sich von Schriften für andere Kontexte (etwa Geschäftsschriften)? Welchen Anteil haben Buchschmuck und Illustrationen am Gesamtkunstwerk Buch? Hat die Form des Codex’ oder der Buchseite einen Einfluss auf die Organisation des Inhalts (etwa im Vergleich zur fortlaufenden Papyrus-Rolle)? Welche Bedeutung hatte der Buchdruck für die mittelalterliche Handschriftenkultur?Eine zentrale Frage betrifft ferner die Gebrauchsformen und Gebrauchskontexte des Buches. Ein erster Ansatzpunkt ist dabei die Untersuchung der Institutionen, die maßgeblich Bücher sammeln und produzieren (Kloster, Hof, Universität, Bibliotheken allgemein), wobei zu fragen ist, welche Bücher schwerpunktmäßig gesammelt wurden und zu welchem Zweck. Weiters wird dem Verhältnis von Gelehrten- und Laienkultur nachgegangen: Wer verfasste, wer besaß und wer las Bücher? Zu welchen Zwecken erwarb man Bücher sonst noch (z. B. Repräsentation)? Eine Besonderheit ist das Phänomen des Buchwunders bzw. der Buchmagie, etwa wenn Bücher mit einem Zauber belegt werden, um sie – in einer Zeit lange vor der juristischen Durchsetzung von Urheberrechtren – vor dem Einwirken fremder Hände zu schützen. In den Bereich der Buchmagie gehört aber auch das ‚sprechende’ Buch, etwa wenn sich Evangelien (durch Gottes Hand) aufschlagen und eine bestimmte Passage anbieten. Zu Fragen ist ferner nach dem Buch als einem Gegenstand kultischer Verehrung. Insbesondere ist dabei die Frage weiterführend, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede sich diesbezüglich im Vergleich der „Buchreligionen“ feststellen lassen. Einen weiteren Aspekt stellen schließlich Symbolisierungen dar, in denen das Buch als Metapher aufscheint.
Die Ringvorlesung findet jeweils am Montag, 18.00 bis 19.30 Uhr, im HS E.003 („Georg Eisler“) im Unipark Nonntal, Erzabt-Klotz-Str. 1 statt.
Die Unterlagen zu den einzelnen Vorlesungseinheiten sind nur über die Lernplattform Blackboard zugänglich.
1. Prüfungstermin:
4. Februar 2013
Ort und Zeit werden noch bekanntgegeben!