Lass dich von Digital Humanities begeistern! In den vergangenen Jahren haben digitale Methoden völlig neue Horizonte für die Forschung eröffnet. Im September 2024 findet an der Paris Lodron Universität Salzburg die CLARIAH-AT Summerschool statt, bei der du die Möglichkeit hast, die Bearbeitung von Text- und Bildquellen mithilfe innovativer Tools kennenzulernen. Zu Beginn werden wir bei Exkursionen ins Archiv der Erzdiözese Salzburg und auf die Festung Hohensalzburg direkt in Kontakt mit den materiellen Grundlagen kommen. An zwei Praxistagen darfst du selbst aktiv werden und gemeinsam mit Wissenschaftler:innen aus den Bereichen Geschichte, Germanistik und Kunstgeschichte in der Quellenbearbeitung mit DH-Tools experimentieren. Am Expert:innentag erhältst du einen Überblick zu den vielfältigen Methoden, Tools und Anwendungsmöglichkeiten. Am letzten Tag kannst du dich in der CLARIAH-Roadshow von einem breiten Spektrum an DH-Projekten inspirieren lassen. Werde Teil dieser Forschungsgemeinschaft! 


Themen / Inhalte: 

Einführungstag (Montag, 9.9.):

Exkursionen ins Diözesanarchiv mit Besichtigung des ältesten Festungsinventars von 1540 & auf die Hohensalzburg ​mit Führung durch die historischen Räumlichkeiten (Walter Brandstätter & Elisabeth Tangerner, Geschichtswissenschaft) 

Nach einer Begrüßung durch die IZMF-Leitung Christina Antenhofer und einer Einführung in die Themen und Inhalte der Summerschool durch die Organisator:innen Walter Brandstätter, Karoline Döring und Elisabeth Tangerner ist für den Vormittag des ersten Tags ein Besuch im Diözesanarchiv Salzburg geplant. Es liegt nur wenige Gehminuten vom Veranstaltungsort entfernt. Dort erhalten wir im Rahmen einer Führung Einblicke in das Archivwesen und die Verwaltung des reichen kulturellen Erbes der katholischen Institutionen in Salzburg. Im Anschluss sehen wir uns mit dem Inventar der Festung Hohensalzburg aus dem Jahr 1540 eine bedeutende historische Quelle im Detail an und lernen Möglichkeiten der Digitalisierung kennen. Dieses Inventar in digitalisierter Form bildet die Basis für die ersten Schritte in der Arbeit mit der KI-Plattform Transkribus, die für den Folgetag vorgesehen ist.   

Nach der Mittagspause unternehmen wir eine Kurzexkursion auf die Festung Hohensalzburg, die mit ihrer knapp 1000-jährigen Geschichte zu den herausragendsten historischen Bauwerken Österreichs zählt. Hierbei suchen wir nicht nur Orte auf, die abseits der gewöhnlichen Tourismuspfade liegen, sondern diskutieren auch die unterschiedlichen Arten von Materialität, die sich aus der „geschriebenen“ Festung in Form des Inventars und der physischen Festung als Bauwerk ergeben.   

Praxistag (Dienstag, 10.9.):

Arbeit mit historischen Quellen mithilfe der Texterkennungssoftware Transkribus  (Walter Brandstätter & Elisabeth Tangerner, Geschichtswissenschaft) 

Am zweiten Tag widmen wir uns in einem Praxisworkshop den Möglichkeiten der digitalen Bearbeitung historischer Schriftquellen mithilfe der Texterkennungssoftware Transkribus. Auf Basis des Digitalisats des am Vortag besichtigten Festungsinventars arbeiten wir uns gemeinsam durch die ersten Schritte der digitalen Quellenkritik und führen grundlegende Analyseschritte wie die automatische Layoutanalyse und die Vergabe von Strukturtypen durch. Im weiteren Verlauf erschließen wir die historischen Handschriften durch Transkription, diskutieren das Potenzial sowie die Grenzen der KI-gestützten Handschriftenerkennung und entwickeln ein Tagset für die historisch-semantische Annotation. Damit lernen wir einen Workflow in der digitalen Quellenbearbeitung kennen, der vom Ausgangspunkt eines bloßen, unstrukturierten Texts bis zu ersten Schritten der Extraktion von Daten führt. 

Praxistag (Mittwoch, 11.9.):

Arbeit mit Bildquellen und Annotationstools (Julia Hintersteiner, Germanistik & Isabella Nicka, Kunstgeschichte) 

Am dritten Tag dient uns das Wenzelsbibel-Projekt als praktisches Beispiel für die Verbindung zwischen Transkribus, dem XML-Editor Oxygen und der Bildannotation. Dabei können die Studierenden den Workflow einer Digitalen Edition eigenständig verfolgen, angefangen bei Transkribus bis hin zur Bildannotation in Oxygen. Zudem wird die Diskussion über die Verwendung von TEI-Tags und die nähere Betrachtung der Codierung von Text-Bild-Relationen hervorgehoben. Verschiedene Herangehensweisen werden praktisch demonstriert, um den reibungslosen Übergang zwischen den einzelnen Schritten zu verdeutlichen. 

In einem weiteren Block erarbeiten und vertiefen wir gemeinsam die Unterschiede zwischen dem Transkribieren und Annotieren eines Textes und dem Annotieren eines Bildes auf der Grundlage der bis dahin erworbenen Kenntnisse. Die Studierenden können sich mit der Strukturierung von Bildannotationen in Form des Datenmodells der Bilddatenbank REALonline vertraut machen und Beispielabfragen der REALonline-Graphdaten in neo4j für eigene Querys anpassen. Zudem gibt es die Gelegenheit, Bildannotationstools im Hinblick auf DH-Anwendungen zu testen und zu vergleichen. 

Expert:innentag (Donnerstag, 12.9.):

Vorträge von und Diskussion mit DH-Expert:innen 

Der vierte Tag führt die Studierenden auf der Grundlage dieser Praxiserfahrungen auf weiterführende Analyseebene. Wir haben an diesem Tag die Möglichkeit mit DH-Expert:innen über ihre Forschung und weitere DH-Arbeitsfelder ins Gespräch zu kommen.  

Fachvorträge:  

Martina Scholger (ZIM): Generative KI in der digitalen Briefedition 

Milena Peralta Friedburg, Elisabeth Gruber-Tokić & Karoline Irschara (UIB): Die Graphen von Tirol. Oder: Semantische Repräsentation spätmittelalterlicher Burgeninventare mithilfe von CIDOC CRM 

Milena Peralta Friedburg, Elisabeth Gruber-Tokić & Karoline Irschara (UIB): Natternzungen bis zum Kotzen: Erzeugung eines Thesaurus aus spätmittelalterlichen Burgeninventaren 

Stefan Zedlacher (IMAREAL): 3D-Modellierung am Beispiel der Festung Hohensalzburg  

Chiara Zuanni (ZIM): Museum Data: From Objects Records to Collecting Histories 

Doris Gruber (ÖAW) & Arno Strohmeyer (PLUS): Text–Text, Bild–Bild, Bild–Text: Multimodale Analysen neuzeitlicher Reiseberichte 

Florian Nieser (HCDH, Heidelberg): Das Heidelberg Center for Digital Humanities als Hub in Forschung und Lehre. Kurzüberblick zur Entstehung eines DH-Zentrums von 2020-2023. 

Thomas Wallnig (UWien): Moderation 

CLARIAH-AT-Roadshow (Freitag, 13.9.):

Postersession

Den Abschluss der Summerschool bildet die CLARIAH-AT-Roadshow. Bei ihr stellen die von CLARIAH-AT geförderten Projekte die Ergebnisse ihrer Arbeit in einer Posterpräsentation vor.  


Lehr-/Lernmethoden: ​ 

  • kurze Theorieblöcke 
  • angeleitetes praktisches Arbeiten mit den Tools 
  • kleinere Aufgaben zum Lösen 
  • niedrigschwellige Herangehensweise 
  • Gruppenarbeit & Vorträge 
  • Seminarlektüre zur Vorbereitung

Organisatorisches:

Veranstalter:

IZMF und CLARIAH-AT 

Organisator:innen:

Walter Brandstätter, Karoline Döring und Elisabeth Tangerner (PLUS, FB Geschichte) 

Datum:

9.–13. September 2024 

Raum:

Paris Lodron Universität Salzburg, Gesellschaftswissenschaftliche Fakultät, Rudolfskai 42, HS 382 (im Untergeschoss)

Programm:

Fächer: 

  • offen für Teilnehmer:innen aus allen Fächern und Epochen 
  • fachliche Schwerpunkte im Programm sind Geschichtswissenschaft, Germanistik und Kunstgeschichte 
  • zeitliche Schwerpunkt im Programm sind Spätmittelalter und frühe Neuzeit (14.–16. Jahrhundert)

Ziele: 

  • Praktische Einführung in DH-Tools & DH-Standards 
  • Kennenlernen verschiedener disziplinärer Anwendungsbereiche

Zielgruppe: 

  • Studierende und Promovierende der PLUS und der am CLARIAH-AT-Konsortium beteiligten Einrichtungen 
  • keine Vorkenntnisse notwendig, wünschenswert sind erste Erfahrungen in Paläographie 
  • max. TN-Zahl 20

Bewerbung und Teilnahme: 

Die Bewerbung ist bis 9. Juni möglich. Bitte ein Motivationsschreiben (max. 1.500 Zeichen inkl. Leerzeichen), das eine kurze Beschreibung der Vorkenntnisse und eine Darstellung enthält, welchen inhaltlichen und methodischen Gewinn man sich von der Summerschool erwartet, an dhsummerschool@plus.ac.at  

Die Bewerber:innen erhalten spätestens Mitte Juli Rückmeldung. 

Alle Teilnehmer:innen erhalten nach Abschluss der Summerschool eine Teilnahmebestätigung. 

Für Fragen wendet euch gern an uns unter: dhsummerschool@plus.ac.at  


Für Studierende und Promovierende der PLUS: Prüfungsleistungen und Anrechnung 

Studierende und Promovierende der PLUS können die Summerschool als Lehrveranstaltung belegen. Die schriftliche Prüfungsleistung ist ein Blogbeitrag im Umfang von ca. 3.000 Zeichen (inkl. Leerzeichen), der auf dem DH-Blog der PLUS zu veröffentlichen ist. Bitte bei Anmeldung mitteilen, ob die Summerschool als Lehrveranstaltung belegt werden möchte, um die weiteren Details zu klären. 


Die PLUS ist Konsortiumsmitglied von


Bildnachweis:

Ausgangsbilder für die Grafik: ​

Detail aus der Genesis, Jakob bei Salem, 1390-1400, fol.34r. Foto: (c) Die Wenzelsbibel ‒ Digitale Edition und Analyse. Ein Kooperationsprojekt des Fachbereichs Germanistik der Universität Salzburg und der Österreichischen Nationalbibliothek, Version 2.2.0, 2024-01-25. URL: https://edition.onb.ac.at/wenzelsbibel

Inventar Hohensalzburg 1540, Archiv der Erzdiözese Salzburg, KAS I/5 fol.15v (mit freundlicher Genehmigung des Archivs der Erzdiözese Salzburg)