Die Mittelalterforschung aller Fachrichtungen ist von der Suche nach den Ursprüngen vieler kultureller Phänomene beeinflusst, die bis heute nachhaltig Europa und die von Europa abhängig gewesenen ehemaligen Kolonialländer in ihrer Gestaltung und Identität prägen. Die Gefahr, welche die Suche nach Initialphasen dieser Umbruchprozesse birgt, ist die Fokussierung auf „den einen“ Beginn, die den Blick auf das Prozesshafte hinter kulturellen Wandlungsprozessen verstellen kann: Denn auch ein „Erstes“ hat Wurzeln in etwas Anderem, Älteren, wobei diese Wurzeln meist nicht oder nur lückenhaft überliefert werden. Im Vordergrund soll deshalb die kulturelle Kontextualisierung von Veränderung stehen, indem z.B. Fragen nach den gesellschaftlichen, politischen, wirtschaftlichen oder ökologischen Faktoren nachgegangen wird. Da „Neues“ in einem als dynamisch verstandenen Verhandlungsprozess verschiedener kultureller Identitäten auf unterschiedlicher Ebene – Individuen versus sozialer Gruppen und verschiedene soziale Gruppen im Verhältnis zu einander – beschrieben und analysiert werden kann und oftmals das Produkt eines Transformations- oder Translationsprozesses im interkulturellen Austausch ist, ist es auch sinnvoll, die kulturwissenschaftliche Beschäftigung mit Ursprüngen mit diachronischer Perspektive zu verbinden und sowohl die Entstehung als auch den weiteren Umgang mit „Neuem“ rezeptionsgeschichtlich zu betrachten. Die Ringvorlesung wird derartigen Aspekten, ausgehend von kulturellen Einzelphänomenen, nachgehen, wobei im Sinne des interdisziplinären Ansatzes auch Wechselwirkungsprozesse zwischen einzelnen kulturellen Erscheinungsformen sowie ihren Repräsentationen in verschiedenen Quellenüberlieferungen Rechnung getragen wird.
Die Ringvorlesung findet jeweils am Montag um 18.00 – 19.30 Uhr im HS E.002 („Agnes Muthspiel“) im Unipark Nonntal, Erzabt-Klotz-Str. 1 statt.
Unterlagen zu den einzelnen Vorlesungseinheiten sind nur über die Lernplattform Blackboard verfügbar.