Leitung: Dr. Elisabeth Gruber, Univ.-Prof. Dr. Manfred Kern
Zeit: jeweils Montag, 17.00-18.30 Uhr, HS 1.006/1.007 (Unipark, Erzabt-Klotz-Straße 1)
Die ‚großen‘ Erzählungen der Antike und der Bibel prägen die mittelalterliche wie die frühneuzeitliche Kultur. Auf dem Gebiet von Politik, Geschichte und Geschichtsdenken ist etwa die Bedeutung der Troja- und Aeneassage für die translatio-Idee beispielgebend, die das Konzept und das Selbstverständnis des christlichen Kaisertums maßgeblich konstituiert. Ihren Niederschlag findet sie in den Genealogien, die die verschiedensten europäischen Adelsgeschlechter bis in die Neuzeit hinein an Rom oder Troja zurückbinden. Die christliche Theologie setzt sich seit ihren Anfängen mit antiker Mythologie kritisch, aber auch in aneignender Deutung auseinander. Antike Formen, namentlich die Referenz auf Vergil prägen bereits die spätantike christliche Epik. Eine komplexe und ambivalente Auseinandersetzung mit Mythologie bestimmt und befördert die mittellateinische wie die volkssprachliche Dichtung. Der interpretative Zugriff auf den Mythos, wie ihn insbesondere die Metamorphosen Ovids vermitteln, ist dabei ein wichtiges Organon, das in anderen, zum Teil neuen Formen auch in Renaissance und Humanismus, wirksam bleibt. Die Ringvorlesung setzt sich mit einschlägigen Phänomenen und Dynamiken der Transformation, der Konfrontation und der Interferenz an den Schnittstellen des Antiken mit dem Biblischen auseinander.
Das Programm ist unter diesem Link abrufbar.